Hallo Herr Gundlach,
ich bin mit der Qualität der Märklin-Produkte durchaus zufrieden. Sicher gibt es das ein oder andere Detail, das man besser machen könnte, aber verglichen mit der Konkurrenz haben sich die Märklin-Modelle in meinem Besitz (H0 und 1) als recht robust und zuverlässig erwiesen.
Das Problem (nicht nur bei Märklin) ist ein anderes: die Produkte sind zu hochwertig oder zu exotisch. Das macht sie teuer und schränkt den Abnehmerkreis ein. In Zeiten wirtschaftlicher Rezession wird dieser Abnehmerkreis noch kleiner, und Unternehmen, die sich zu sehr darauf konzentrieren, können dann schnell Absatzprobleme bekommen. Je teurer ein Produkt, umso weniger Leute gibt es, die es sich leisten können. Das gilt für den Storchenbein ebenso wie für den H0-Bigboy oder die BR 01 in Spur 1. Besonders fatal wird es, wenn ein Anbieter das auch noch im Massenmarkt H0 übertreibt.
Verglichen mit anderen Spur-1-Herstellern, gehen Märklin-1-Modelle schon von der Stückzahl her weg "wie warme Semmeln" (so lange es sich nicht um so unsägliche Sondermodelle wie Grogtransport, Musik-Express oder Rebenbummler handelt). Grund: es handelt sich auch bei der Profi-1 um vergleichsweise preiswerte Massenware ohne aufwändige Detaillierung. Offenbar ist genau das gefragt, das beweist auch der Erfolg der "neuen" Maxi mit BR18.4, V60 und E44. Mit hochdetaillierten Handarbeitsmodellen spricht man dagegen nur eine zahlungskräftige Minderheit an, und nur Firmen, denen entsprechend kleine Stückzahlen zum Überleben reichen, können solche Modelle wirtschaftlich vermarkten. Märklin ist aber keine kleine Firma und sollte daher eher den Massenmarkt bedienen.
Modellbahn ist in erster Linie Spielzeug und lässt sich m. E., wenn es als solches vermarktet wird, auch am besten verkaufen. In der Spur 1 (wo man z. B. auch LGB als Beispiel anführen könnte) passt am ehesten Maxi in die Kategorie "Spielzeug". Speziell in der neuen Maxi ist aber das Angebot noch viel zu klein. Es fehlen vor allem vorbildnahe Wagen. Z. B. wären Eilzugwagen oder Silberlinge in Tin-Plate-Bauweise die ideale Ergänzung zur E44, und sofern sie preislich und detaillierungsmäßig mit dieser mithalten könnten, sicher ein Verkaufsschlager. Auch Donnerbüchsen sind geradezu prädestiniert, um sie in Tin-Plate nachzubilden. Oder wie wäre es denn damit, auch mal die Ep. 5 zu bedienen (nur die kennt der Nachwuchs)? Eine 143 ist mit ihrem kantigen Kasten das ideale Maxi-Vorbild. Kombiniert mit den bereits erwähnten Silberlingen in verkehrsroter Ausführung ergäbe sich ein wunderschöner Ep.-5-Regionalexpress mit Wiedererkennungswert für die wichtigste Zielgruppe: die Kinder. Auch eine Maxi-BR50Kab in der Art einer 18.4 und zu einem vergleichbaren Preis hätte sicher ihre Liebhaber gefunden, auch wenn sie in Sachen Vorbildtreue dem Kiss-Modell längst nicht das Wasser reichen könnte. Dafür kostet die Kiss-Lok das Vierfache, und das ist eben das k.o.-Argument für den rezessionsgeplagten Modellbahner.
Grüße aus Berlin
Michael Landenberger