Hallo Zahnradlokfreunde,
mit "System Winterthur" wird eigentlich die aussenliegende Anordnung des Zahnradtriebwerks über dem Reibungstriebwerk bezeichnet. Damit hat man die Instandhaltung gegenüber einem innenliegenden Zahnradtriebwerk deutlich vereinfacht. Desweiteren hat man bei diesem System gleich große Zylinder und somit mehr gleichartige Bauteile (Kolben, Kreuzköpfe, Gleitbahnen u.a.) Die für den Verbundbetrieb notwendige Volumenvergrößerung wird durch die Getriebeübersetzung zwischen Treibzahnrad und Blindwelle hergestellt, so daß das (Niederdruck-) Zahnradtriebwerk etwa 2,5 mal schneller dreht als das (Hochdruck-) Reibungstriebwerk und so mit nur 5 bar Druck ausreichend Vortriebsleistung bringt. Um in der Steigung unter Volllast anfahren zu können, gibt es noch ein handbedientes Frischdampfventil für das Zahnradtriebwerk.
Hab euch mal ein Triebwerks-Bild dazu angehängt.
Das Zahnstangensystem ist nach Riggenbach, verbessert vom badischen Maschinenmeister Bissinger (Höllentalbahn) und weiterentwickelt vom württembergischen Maschinenmeister Klose. Die ursprünglichen Riggenbachzahnstangen bestanden aus zwei mit dem Rücken gegenüberliegenden "Canaleisen" (U-Profile) als Seitenwangen, in die Vierkantlöcher gestanzt waren um die Zähne verdrehsicher aufzunehmen. Dazu mussten aber die eigentlich trapezförmigen Zähne (Evolventenverzahnung) an beiden Enden Vierkante angefräst bekommen. Nun war die Herstellung diese Zähne sehr teuer und die gestanzten Vierkantlöcher neigten zu Anrissen. Deshalb entwickelte der badische Maschinenmeister Bissinger für die zu bauende Höllentalbahn spezielle Zahnstangen-Seitenwangen, an denen eine Anlageleiste (rot markiert) für die Zahnköpfe mit angewalzt war, so konnten die Zähne mit einfach herzustellenden runden Zapfen versehen und in die ebenfalls runden Bohrungen der Seitenwangen eingepresst werden. An den Zahnstangenenden war das talseitige Ende etwas länger als das bergseitige, um ein ausbrechen des ersten Zahnes zu vermeiden. Mit diesen Zahnstangen betrieb man die Höllentalbahn bis zur Einführung der BR85 ab 1932.Für die deutlich steilere Zahnradbahn von Honau (Württ.) nach Lichtenstein (Württ.) wollte der Maschinenmeister Klose - übrigens ein Sachse - die Zahnstange noch weiter verbessern und versah seine Zahnstangen-Seitenwangen mit zwei Führungsleisten (rot und blau) um Zahnkopf und Zahnfuss sicher gegen verdrehen zu befestigen. Mit dieser Anordnung brauchte nur jeder zehnte Zahn mit den Seitenwangen vernietet werden um der Zahnstange ausreichend Stabilität zu geben. Damit die Zahnstangen, deren Zähne sich ja nur bergseitig abnutzten bei entsprechendem Verschleiss gedreht werden konnten, ordnete Klose die Stosslücken mittig zwischen den Zähnen an. Die jeweils letzten beiden Zähne bekamen länger Zapfen mit Gewinden, darauf wurden dann von aussen formschlüssige Laschen mit Passlöchern auf die Seitenwangen gelegt und mit den Zahnzapfen verschraubt, um ein aussbrechen der letzten Zähne zu vermeiden.
Hoffe, das jetzt einigermaßen verständlich erklärt zu haben, beantworte natürlich gerne weitere Fragen zu Loks und Zahnstangen.
Gruß
Michael