Hallo Drehscheibenfreunde,
musste erst mal meine Bilderspeicher durchstöbern um ein paar brauchbare Aufnahmen zu finden, denn auch bei meinen fotografischen Betätigungen gehts mehr um die Loks und Drehscheiben sind nur Beiwerk. Glücklicherweise gibts ja auch regelmäßige Modultreffen in Heilbronn.
Die Heilbronner Drehscheibe hat eigentlich nur die Besonderheit daß die seitlichen Laufstege und die Abdeckungen in Gleismitte auf dem Niveau der Schienenoberkante sind, was eher ungewöhnlich ist. Dadurch ist auch die Verriegelung völlig abgedeckt.
Hier sieht man links ganz gut die Wartungsnische um an die Stirnseiten der Bühne heranzukommen. Die Nische ist gerade groß genug das sich ein Mann reinhocken und arbeiten kann. Sie ist von oben abgedeckt (Riffelblechdeckel oder Holzbohlen) und zur Grube hin komplett offen. Meist ist der Nischenboden etwas tiefer als die Grube um dem Mann etwas mehr Platz zu geben und zur Entwässerung unterm Schienenkranz hindurch mit der Wartungsgrube zum Königsstuhl hin verbunden. Dort beim Königsstuhl befindet sich der Wasserabflußschacht, er muß ausreichend Abstand zum Königsstuhl haben damit er für Reinigungsarbeiten gut zugänglich ist.
Die Bühne besteht aus zwei Brückenteilen die am Königsstuhl vertikal genlenkig verbunden sind um damit eine Dreipunktauflage (Räder - Königsstuhl - Räder) zu erreichen, 200t Tragfähigkeit sind da nichts besonderes. Da diese Drehscheiben meist nur von einem Rad angetrieben werden, entstehen beim Anfahren und Bremsen hohe Drehmomente zum nichtangetriebenen Bühnenteil die mit den diagonal unter dem seitlichen Laufsteg angeordneten U-Trägern übertagen werden. Man kann sie auf dem Bild erkennen.
Die Mehrzahl der Drehscheiben die ich kenne hatten oben am Grubenrand rundum eine kräftigen Saumwinkel um zu vermeiden daß der Riegel während der Fahrt versehentlich ausgefahren wird - an der nä. Schiene wäre er sonst verbogen oder gar abgeschert worden. Im Saumwinkel intergriert sind die Riegelöffnungen. An den Auffahrten sind massivere Saumwinkel weil hier ja größere Querkräfte auftreten können beim überfahren mit den Loks.
Wärter- oder Antriebshäuser gab es in allen möglichen und unmöglichen Formen. Üblich war jedoch immer ein weiß lackierter Pfeil der einer weißen Markierung am Grubenrand gegenüberstand wenn die korrekte Position erreicht war. Der Pfeil war meist so montiert daß er bei offener Wärterhaustüre gut zu beobachten war. Möglichst nahe dran war am Häuschen unterhalb der Fenster auch eine Schildkrötenlampe montiert um die Markierungen auszuleuchten. Mit der Verriegelung wird auch das Sperrsignal bewegt und über ein am Häuschen angebrachten Horn der Fahrauftrag erteilt. Das Verriegelungsgestänge ist schwach entlang der Längsträger unterm Laufsteg zu erkennen, im Königsstuhlbereich sitzt ein Hebel der die Gestängebewegung für den rechten Riegel umkehrt.
Viele Drehscheiben hatten auch eine Spillanlage, mit der kalte Loks bewegt werden konnten. Um die Loks in den Schuppen hineinziehen zu können, sind an den Enden der Strahlengleise Festpunkte im Schuppenboden zum Anhängen einer Seilumlenkrolle angebracht (ist in Heilbronn oder auch im Deutschen Technikmuseum Berlin gut zu erkennen). An beiden Enden der Drehbühne hat es oft Hemmschuhhalter um die rollenden Loks aufzuhalten.
Ich hoffe, jetzt ein bisschen Klarheit in die Technik der Gelenkdrehscheiben gebracht zu haben.
Es gibt dann noch die alten (Länderbahn-) Steifrahmendrehscheiben, die die Hauptlast auf dem Königsstuhl tragen müssen und der Antrieb dann über eine Zahnstange im Grubenrand erfolgen musste - da die Räder ja relativ entlastet sind.
Zu den Bohlenwegen im Bereich der Drehscheiben wäre vielleicht noch zu erwähnen daß von jedem Schuppentor mit "Schlupftüre" ein Bohlenweg im Gleis bis zum Randweg ging. Es wurden allgemein in den Bw-Gleisbereichen die zu begehenden Wege mit Bohlen ausgelegt um das kreuz- und querlatschen über die Gleise zu vermeiden.
Gruß aus Lichtenstein
Michael