Hallo Günter und am Thema Interessierte,
das was hier auf dem Video zu sehen ist, ist die Folge eines plötzlichen und ziemlich großen Dichtungsbruches. So was kommt nicht ganz so häufig vor wie leichte Anrisse, die dann dazu führen, dass das Motoröl ganz langsam mit Wasser durchsetzt wird. So was passiert bei stehendem Motor, noch mehr bei kaltem. Das Wasser fließt dann in die Ölwanne. Allerdings kann dann der Brennraum auch mit Wasser voll laufen, da ja die Kolbenringe auch eine gewisse Dichtwirkung haben. Dann kann es durchaus vorkommen, dass der betreffende Zylinderkopf abgerissen wird, da sich ja das Wasser nicht so stark komprimieren lässt.
Um dem vorzubeugen wurden zumindest früher regelmäßig Ölproben genommen, die dann im Bw-eigenen Labor untersucht wurden. Man konnte so den Wassergehalt und auch die Verschmutzung und so auch schleichende Wassereinbrüche ermitteln. Dann musste die Werkstatt alle Zylinderköpfe abbauen und die Dichtungen erneuern. Zumindest so viele, bis man die defekte gefunden hatte. Hierbei gab es auch Tricks, diese eine oder zwei zu finden, aber das führt jetzt zu weit. Inwieweit das mit den Ölproben heute noch gemacht wird, entzieht sich meiner Kenntnis.
Im übrigen muss dazu noch ausgeführt werden, dass natürlich etliche Jahrzehnte Motor- und Materialentwicklung mittlerweile die Standsicherheit von Dichtungen und von den gesamten Motoren enorm verbessert haben. Auch hatte die allgemeine Mangelwirtschaft der größten DDR der Welt
zur Folge, dass manchmal eben schlechtes Dichtungsmaterial da war und man mit dem Austauschen kaum nachkam. Man sollte bedenken, dass ausreichend bahnfeste Diesellokomotiven im Westen erst seit Mitte der 50er Jahre und im Oste sogar erst knapp 10 Jahre später entstanden. So sind zyklische Schadenshäufungen bis in die 80er Jahre hinein zu erklären. Es wurden beispielsweise Bauartänderungen eingeführt, die dann wieder zu anderen Schadensbildern führten. Heutzutage macht das die Industrie mit umfangreichen Tests vor Auslieferung, aber in der DDR war die Bahn selbst dafür zuständig, die fehlerhaften Baugruppen bahnfest zu machen. Oder ganze Lokomotiven wie das berühmte U-Boot (BR119)