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1

Freitag, 19. Dezember 2014, 19:35

Konstruktion einer Drehscheibe 1:1 ?

guten Tag,

anläßlich eines heutigen Fahrtages kam von einem Spur-1er folgende Frage auf:


Eine Gerade wird im mathematischen Sinne ja von nur ZWEI Punkten definiert,

Wenn die Drehbühne links und rechts aber auf Rädern schienengeführt läuft, wäre der mittige "Königstuhl"
ja der DRITTE Punkt !

WIE klappt das beim VORBILD in 1:1, damit hier keine Verspannungen auftreten ?


Bedanke mich für eine erklärende Antwort von Kennern der 1:1 Situation, und werde die umgehend an den hier
nicht mitlesenden "1"-Begeisterten weitergeben.


mit freundlichen SPUR 1 Grüßen, dr. wolf

Gerald

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2

Freitag, 19. Dezember 2014, 20:08

Du kannst auch eine Gerade um den Mittelpunkt drehen ohne das sie sich verschränkt oder verstehe ich die Frage "gerade" nicht?
Liebe Grüsse,
gerald ehrlich

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Gerald« (20. Dezember 2014, 11:08)


Gerald

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3

Freitag, 19. Dezember 2014, 20:12

Ergänzung:
Bei den mir bekannten DS werden die Köpfe der Bühne auch nicht von der Schiene geführt sondern sie lagern lediglich auf ihr. Die "Führung" ist durch den Königsstuhl gegeben.
Liebe Grüsse,
gerald ehrlich

4

Freitag, 19. Dezember 2014, 20:28

Wir müssen die Begriffe "geführt" und "gelagert" unterscheiden.
"Gelagert" (im Sinne von: Wo wird das Gewicht getragen) wird die Brücke in der Regel auf den Rädern an den Brückenenden. "Lange Brücken" - nach meiner Erinnerung mindestens die der 26m-Drehscheiben - können auch am Königsstuhl nochmal gelagert sein, aber dann ist der Brückenträger geteilt und die beiden Teile durch ein Gelenk verbunden. Wegen der minimalen Auslenkung kann dieses "Gelenk" auch eine "weiche Stelle" im Brückenträger sein. Dann ist die ganze Konstruktion wieder statisch bestimmt, andernfalls würde sie sich verspannen oder "kippeln".
"Geführt" im Sinne einer "sauberen Drehung" wird die Brücke im Königsstuhl - die Räder an den Brückenenden haben keine Spurkränze. Theoretisch könnte es nun passieren, dass zwei gegenüberliegende Anschlüsse und die Drehachse des Königsstuhls nicht genau fluchten - dann wird´s mit der "durchgehenden Überfahrt" schwierig. Das Problem kenne ich aber nur von der Modellbahn ;-).

So, "Oberlehrer-Modus" aus - beste Grüsse
Siegfried

5

Freitag, 19. Dezember 2014, 20:58

Hallo Dr. Wolf,

als ehem. Drehscheibenschlosser verstehe ich die Frage jetzt auch nicht so ganz.
Wenn eine Drehscheibe um 180° gedreht wird, passt alles auch mit dem anderen Bühnenende genauestens zusammen ohne irgenwelche "Verspannungen"

Von der Lastseite her gibt es zwei verschiedene Konstruktionsarten:
Zum einen den durchgehenden, steifen Brückenträger der ungefähr zu einem Last-Drittel auf den Rädern aufliegt und zu zwei Dritteln auf dem Drehpunkt (Königsstuhl). Hier wird die Bühnenbewegung dann durch ein Ritzel in der umlaufenden Zahnstange bewegt. Diese Träger sind meist in der Mitte fischbauchartig sehr hoch ausgeführt.

Dann gibt es die sogn. Gelenkdrehscheiben, die aus zwei (oder drei) - relativ niederen - Brückenträgern besteht, die gleichgewichtig auf den Rädern als auch auf dem Königsstuhl aufliegen. Hier wird dann nur einfach ein Trag-Rad angetrieben für die Drehbewegung. Bei zweiteiligen Gelenkdrehscheiben sind die beiden Brücken horizontal gelenkig am Königsstuhl aufgehängt, bei dreiteiligen Brücken gibt es zwei Schienenkränze in der Grube und die Brücken haben meist 8 Laufräder. Die äusseren Brückenträger liegen horizontal gelenkig am mittleren Träger auf.

Wichtig bei der ganzen Sache ist eigentlich nur daß der Königsstuhl genau mittig zur Gleis-Längsmitte sitzt.

Gruß
Michael
Gruß aus Lichtenstein (Württ.)
Michael

6

Freitag, 19. Dezember 2014, 21:33

besten Dank Dr. Russwurm und Michael Staiger,

"geführt" war wohl der falsche Ausdruck. "Gelagert" oder "abgestützt" wäre korrekt gewesen - sorry.

Es ging um eine starre, nicht geteilte Bühne.

Beide Beiträge helfen weiter, denn es ist also bei einer UNGETEILTEN Bühne demnach so, daß die Hauptlast in der Regel
auf dem Königstuhl getragen wird. Der "Rest" dann auf einem der beiden, auf Schienen abgestützten, Bühnenenden.

Damit hätten wir ja dann doch eine "2-Punkt-Abstützung". Denn das andere, weniger belastete Bühnenende wäre ja dann
sozusagen entlastet;

Ich hoffe, ich hab`s verstanden, und werde es dann so weitergeben. Falls nicht, bitte nochmals in die Speichen greifen.

Danke nochmals, und mit freundlichen SPUR 1 Grüßen, dr.wolf

ospizio

unregistriert

7

Samstag, 20. Dezember 2014, 01:51

Drehscheibe

Hallo Siegfried Russwurm,

Nun ich bin kein Ingenieur und auch kein Drehscheibenschlosser,nur ein Heizer/Lokführer,der auch auf Dampfloks gefahren ist.
Somit hatte ich natürlich viel Kontakt mit Drehscheiben,die ja damals nochan vielen Bahnhöfen im Betrieb anzutreffen waren.

Zitat

Theoretisch könnte es nun passieren, dass zwei gegenüberliegende
Anschlüsse und die Drehachse des Königsstuhls nicht genau fluchten -
dann wird´s mit der "durchgehenden Überfahrt" schwierig. Das Problem
kenne ich aber nur von der Modellbahn ;-).

Diesem Satz von Dir kann ich widersprechen und Michael als damaliger Drehscheibenschlosser wird mich bestätigen.

In Rottweil gab es am Anfang zu Kwst Zeiten,wo es auch noch ein AW war eine kleine Drehscheibe.
Dann hat man einfach die Drehscheibengrube und die Drehscheibenbühne vergrössert,ohne die Gleisgeometrie zu ändern.
Das Ausfahrgleis Richtung Bf von der Bühne passte nun nicht mehr durchgängig zum Abstellgleis in 180Grad,sondern war um etwa 50cm versetzt.
In Rottweil war es Sitte ,dass der Meister,wenn er die Lok zum Bekohlen abgestellt hatte,in den Aufenthaltsraum ging zum Betriebsleistungszettel zu schreiben.
Der Heizer der das Feuer richtete fuhr die Lok dann zum Wasserkran,dann auf die Drehscheibe und dann in der Rundlokschuppen oder Abstellgleis im Freien, bis der Meister wieder auf die Lok kam.

So geschehen auch eines Abends bei Dunkelheit wo ich Heizer war.Da wir noch eine Zugleistung nach Horb hatten,fuhr ich also die 50iger auf die Drehscheibe.Das Schicksal wollte es,dass ein Feuermann,der frisch aus Heilbronn versetzt worden war,mit dem Drehscheibenhaus hinten am Tender die Scheibe bediente.Er stellte die Drehscheibe hinten bündig mit dem Abstellgleis,und gab mir mit der Hupe und dem drehbaren Sperrsignal die Fahrt von der Drehscheibe frei.Ich konnte die richtige Lage zum Abgangsgleis wegen des Lokkessels auch nicht einsehen.
Kurz nach dem öffnen des Reglers bemerkte ich dass die Lok sich seitlich etwas neigte.Da ich die Zylinderhahnen auf hatte, machte ich eine Schnellbremsung.
Ich war mit drei Achsen neben dem Ausfahrgleis im Dreck.Mein Meister war wohl nicht sehr erfreut,die Worte mit denen er mich betittelte kann sich jeder denken.
Der Lokleiter,ein junger Lokführer sagte zu mir "Mach Dampf",legte einige Hemmschuhe aufs Abstellgleis hinter der Drehscheibe,denn dahinter war die Böschung und es ging in den Neckar.
Dann legte er vor die Drehscheibe eine Holzdiele zwischen der Achse,die noch auf der Scheibe war und der Achse im Dreck.
Er schaffte es tatsächlich die Maschine mit einem kurz,weit geöffnetem Regler und einer Schnellbremsung,die Lok wieder aufzugleisen.Die vorher zusammentelefonierte Rottweiler Hilfzugmannschschaft konnte nach der Achsvermessung durch den Hilfzugleiter wieder abrücken und wir endlich nach Horb fahren.
Nun ich musste nicht mal zum Protokoll.
Aber ich vergewisserte mich von da an immer ob die Scheibe richtig stand und verliess mich nicht mehr auf den Drehscheibenbediener.

Gruss Wolfgang

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8

Samstag, 20. Dezember 2014, 09:00

Drehscheibe

Hallo Wolfgang ,

toller Bericht vom Betriebsalltag bei der Bahn ! Da hat auch der interessierte Laie etwas davon .
Weiter so .

Danke Günter
Günter, Großhettstedt, Ilmtal

9

Samstag, 20. Dezember 2014, 09:04

Danke Wolfgang - da war mein Smiley also berechtigt, es gibt wohl nichts bei der "grossen Bahn", was es nicht gibt ...

Beste Grüsse
Siegfried