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1

Montag, 3. Oktober 2016, 14:48

Bemerkungen über das Gusseisenfenster

Verehrte Modellbau-Enthusiasten,
ich möchte heute mit ein paar Gedanken über Gebäudefenster zur Unterhaltung im Forum beitragen.
Mir geht es speziell um die sogenannten Gußeisenfenster, bei uns auf dem Lande hießen und heißen sie auch Stallfenster.


Diese Fenster fanden im Zuge der Industrialisierung eine weite Verbreitung, insbesondere bei der Gestaltung von Werkstätten, Schuppen und Stallgebäuden kamen sie zum Einsatz. Und Wärmeschutzdämmung war zu der Zeit noch kein Thema bei der Fensterkonsruktion. Insbesondere in für Holz widriger Umgebung hatten diese Fenster den großen Vorteil der längeren Lebensdauer des Rahmens und der Sprossen. Auch heute findet man noch an alten, historischen Gebäuden gelegentlich solche Gusseisenfenster, und auch wenn sie jahrzehntelang keine Pflege erhielten, verrichten sie noch immer ihren Dienst.
Leider sind in den 1960er und 1970er Jahren viele dieser Fenster verschwunden und z. B. durch Glasbausteine ersetzt worden, so dass man heute schon auf die Suche gehen muss, um solche Fenster im Original in Augenschein nehmen zu können.
Ich habe mich in meinem Heimatort auf Spurensuche gemacht, und ich habe einige Gußeisenfenster entdecken können.
Mir ging es dabei im Wesentlichen um zwei Fragen:


Hatten diese Fenster standardisierte Maße für die Außenabmessungen und die Einzelscheiben?


Waren die Abmessungen der Stege bei kleinen und bei großen Fenstern, wie sie in Lokschuppen und Fabrikhallen zum Einsatz kamen, unterschiedlich? Hatten die großen Fenster aus Stabilitätsgründen breitere Stege?


Meine Suche nach Originalfenstern war schon zu Hause erfolgreich, aus alten Bauernhofzeiten existieren noch heute einige Stall- und Werkstattfenster, die ich fotografiert und vermessen habe.
Die Suche nach großen Hallenfenstern war allerdings schon schwieriger, aber erfolgreich. Es gibt ein altes Fabrikgebäude, bei dessen Restaurierung die Fenster erhalten blieben (und von innen moderne Fenster zusätzlich eingebaut wurden).
Hier fand ich Fenster in der Gößenordnung, die auch zu einem Lokschuppen passt.
Daneben habe ich noch ein altes Fabrikgelände aufgesucht, und auch dort fand ich noch einige größere Gußeisenfenster in verschiedenen Ausführungen.
Ergebnis meiner Spurensuche:
Die Breite der T-förmigen Stege der Fenster liegen zwischen 24 und 30 mm, die Abmessungen der Fensterrahmen und der Einzelscheiben sind sehr variantenreich.


Für eine Umsetzung in 1:32 sind vorbildliche Stegabmessungen schon eine Herausforderung, der Variantenreichtum bei Abmessungen und Einzelscheibengrößen erlaubt dem Modellbauer, seiner Phantasie freien Lauf zu lassen.


Ich habe mir dann ein Werkstattfenster herangezogen, um eine Umsetzung in 1:32 zu versuchen.
Dabei ging es mir insbesondere um zwei Dinge:


Zum Ersten wollte ich den zweifarbigen Effekt alter Fenster erreichen. Bei alten Fenstern, die keinen Farbanstrich erhalten haben, sieht man die schwarzbraune Gußeisenoberfläche, die zum Teil auch rostigbraun ist. Die Einzelscheiben sind in Fensterkitt eingefasst. Dieser ist frisch grau-beige bis olivbraun, wird aber nach einigen Jahren der Verwitterung weiß.


Ein zweiter Effekt der Stallfenster entsteht durch die vielen Einzelscheiben, die ja im Rahmen nicht absolut plan eingekittet sind. So erscheint in einem spiegelndem Fenster das Spiegelbild in jeder Einzelscheibe ein wenig versetzt.


Ich habe den Fensterrahmen mit dem 3D-Drucker realisiert. Die Stegbreite ist dabei mit 1,2 mm nicht ganz maßstäblich, der optische Gesamteindruck ist aber akzeptabel. Zum Einsatz kam schwarzer Kunststoff, er hätte noch ein wenig braune Patina erhalten können. Vorteil des 3D-Druckverfahrens sind präzise Innenecken, die mit Fräsen aufgrund des Fräserradius nicht machbar sind. Auch werden die T-förmigen Stege vom 3D-Drucker präzise "ausgespuckt".
Die Einzelscheiben habe ich mit dem Schneidplotter aus 0,1 mm dicker Kunststofffolie geschnitten. Die Einzelscheiben sind gegenüber einer großen Fensterscheibe die hinter den Rahmen gelegt wird, oder die zwischen ein Rahmenaußen- und -innenteil gelegt wird, vorteilhafter, weil dadurch der oben geschilderte Effekt bei Spiegelung hervor tritt. Die Montage ist natürlich wesentlich aufwändiger.


Schwieriger war die Darstellung der weißen Kitteinfassung. Hierzu habe ich einen Versuch gestartet, diese als viereckige, winzige Rahmen ebenfalls mit dem 3D-Drucker zu erstellen. Die Machbarkeit mit meinem Drucker war allerdings nicht zufriedenstellend, es sah irgendwie zu klobig aus. Zweiter Versuch: Deckweiß aus dem Schulmalkasten, mit einer winzigen Injektionsnadel aufgetragen. Das Resultat war allerdings, ebenso wie das Aufbringen dünner weißer Revellfarbe nicht von Erfolg gekrönt. Einfach zu viel Schmiererei mit der weißen Farbe (oder nicht ausreichende Feinmotorik :D ).
Das beste Ergebnis erhielt ich dann mit folgender Methode: Zunächst werden mit einem feinen Lackmalstift die Ränder der Stege weiß ausgelegt, und erst danach werden die Einzelscheiben in den Rahmen eingelegt und mit etwas Tiefengrund eingeklebt. Der Tiefengrund hat den Vorteil, dass er extrem kapillar ist und farblos auftrocknet.


Das so montierte Fenster habe ich mal in eine Ziegelwand gebaut, um die Vorbildsituation nachzubilden.


Jetzt habe ich erstmal genug geschrieben - Bilder anbei, die sagen ja bekanntlich mehr als tausend Worte


Gruß,
Franz Thiele




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2

Montag, 3. Oktober 2016, 15:05

Hallo Herr Thiele,

das sieht absolut genial aus und
ist ein MUSS für den feinen Gebäudebau.

Standardfenster ( z.B. die Stallfenster ) könnte man als Fertigmodell "von der Stange" anbieten.
Zusätzlich ein Baukastensystem ( wie im Vorbild ) , also rechteckiges bzw. quadratisches Grundelement und dazu der Rundbogen.

Auf Anfrage vielleicht auch Sonderanfertigungen für schon bestehende Gebäude.

Ich sehe da gute Marktchancen.
Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig, auch bei Bahngebäuden ( Lokschuppen, Stellwerken, Waagenhäuschen etc. )



Schöne Grüße
Michael Foisner

Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von »mf pur« (3. Oktober 2016, 15:14)


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3

Sonntag, 30. Oktober 2016, 21:25

Ich habe die Gußeisenfenster in 1:32 nochmal überarbeitet:

Der Rahmen besteht jetzt aus dunkelbraunem Kunststoff

Das Fenster hat einen Flügel bekommen, wie das Vorbild. Der Flügel ist ein einzelnes Teil, jedoch nicht mit funktionierendem Scharnier, man kann den Flügel geschlossen darstellen (einfach in den Rahmen eindrücken) oder in einer beliebigen geöffneten Stellung festkleben.

Bei den Fensterscheiben habe ich mal verschiedene "Bearbeitungszustände" ausgearbeitet: mit Riss, mit kleinem Loch, mit großem Loch, mit fehlendem Scheibenstück.

Daneben habe ich dem 3D-Drucker noch extrem dünne Rahmen zur Nachbildung der Fensterkitteinfassung entlocken können.

Die beiden Bilder zeigen einmal das braune Fenster mit Flügel mit weißen Kunststoffrahmen und einmal das gleiche Fenster ohne die weißen Kunststoffrahmen, bei dem ein weißer Lackstift für die Fensterkittnachbildung und (teilweise etwas zu viel) Klarlack zum Fixieren der Scheibeneinsätze zum Einsatz gekommen ist.

Ich plane, diese Fenster über meinen Shop anzubieten, ein Fensterbausatz besteht dann aus dem Rahmen, dem Flügelrahmen, geschnittenen Fensterscheibeneinsätzen und den winzigen Kittrahmen.
Falls Bedarf besteht, Fenster nach individuellen Maßen anzufertigen, um eigene Grbäudeprojekte zu bestücken oder um vorhandene Gebäude zu supern, so kann ich mir auch vorstellen, diese individuell zu realisieren (und sie dann natürlich auch anderen im Shop anzubieten).
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4

Montag, 31. Oktober 2016, 06:18

Sehr schön,

und die Wand gibt es auch bald als Abguss? :]

Die ist aus einzelnen Ziegeln zusammengesetzt?

Peter

5

Montag, 31. Oktober 2016, 07:09

Überzeugend

Hallo Herr Thiele,

das Ergebnis der Fenster und des Mauerwerks finde ich absolut überzeugend. Viele Zweckgebäude in Ziegelbauweise wirken in großen Maßstäben viel zu steril, weil zu "ordentlich gemauert". Dabei kann man das es auch so lasern (?) wie Sie es gemacht haben - oder sind es tatsächlich einzelne Ziegel?

Viele Grüße


Gerd Strehle

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6

Montag, 31. Oktober 2016, 07:50

Also das Mauerwerk sind einzelne Ziegel von Juweela. Die Fugen sind mit dem 3D-Drucker aus grauem Kunststoff gedruckt und die Ziegel einzeln hineingedrückt. Dabei platzt dann oft der Rand weg, wodurch der Eindruck gebrauchter Ziegel entsteht. Zum Schluss noch etwas Zementstaub mit einem weichen Pinsel verteilen und mit Tiefengrund fixieren und das Ergebnis kann sich sehen lassen.

Leider bin ich mit dem 3D-CAD-Programm nicht so superfit - das Konstruieren des Fugengitters hat viel Zeit gekostet, und wenn man bei den Fotos einen Zentimeter zur Seite schwenkt, ist die Wand auch schon zu Ende - ist also nur ein Stück Fotografierwand für die Fenster. :D
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7

Montag, 31. Oktober 2016, 12:39

Hallo,
Fenster sind klasse. Unbedingt produzieren!!!!

Gruß aus MS

Lothar

8

Montag, 31. Oktober 2016, 13:11

Hallo Herr Thiele,

ich habe einige Angaben zu Gußfenstern gefunden., siehe Anlage.
Die Gußfenster waren tatsächlich genormt - aber es gab natürlich viele verschiedene Glasabmessungen.

Ich finde ihre beiden Umsetzungen des Fensterkittes, ob gemalt oder als weiteres Bauteil gut gelungen.
Wobei ich mit gemalten Fensterkitt ein älteres Fenster andeuten würde und mit separatem Fensterkitt ein neu gekittetes Fenster darstellen würde.

Machen Sie weiter so, dann können wir hoffentlich bald aus dem Fenster schauen.

mit Freundlichen Grüßen

Benno
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9

Montag, 31. Oktober 2016, 19:45

Vielen Dank für die lobenden Worte und insbesondere vielen Dank für das technische Datenblatt zu den Stahlfenstern, das interessante Details liefert.


Ich vermute, die Fenster, denen ich begegnet bin, waren alle aus einer Epoche vor der Verbreitung der DIN-Normen.
Hier einmal die Abmessungen der Einzelscheiben (von Sprossenmitte zu Sprossenmitte), die ich abgenommen habe (jeweils B x H):

240 x 270 mm
290 x 360 mm
290 x 470 mm (Bild: Hallenfenster Union 2)
304 x 312 mm (Bild: Werkstattfenster zu Hause 1)
310 x 330 mm (Bild: Hallenfenster Soesttor 1)
360 x 400 mm (Bild: Hallenfenster Union 1)

Wenn das Fenster einen Flügel zum Öffnen hat, so sind bei diesem die Sprossenabstände derart verringert, dass der Flügel mit seinen Stegen in die lichte Öffnung des Sprossenrahmens passt.
Vorteil für den Glaserlehrling: Wenn er sich beim Zuschneiden vermessen hatte, so konnte er die Scheibe vielleicht noch für den Flügel gebrauchen :D :D :D .


Für die Anhänger der Ziegelsteinarchitektur habe ich noch den Schwenk der Kamera neben das Fenster angehängt:
Die Ziegel habe ich in mit sanfter Gewalt in das Kunststoffgitter gedrückt und dann die Stücke auf eine Pappe geklebt.

»Manufaktur-FT« hat folgendes Bild angehängt:
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