Hallo Wolfgang, hallo alle anderen, die was dazu geschrieben haben,
wenn man sich in Deutschland schon dafür als Nazi abstempeln lassen müsste, dass man Modelle aus der Zeit zwischen 1933 und 1945 sammelt oder baut, dann wäre es mit der Demokratie in diesem Land nicht mehr weit her. Dann dürfte es in den Modellbauläden keine Panzermodelle mehr zu kaufen geben und bei Mutter M und Co. keine Loks mehr in DRG-Beschriftung. Übrigens gibt es ja den Kompromiss, dass man zwar den Reichsadler nachbildet, aber den Lorbeerkranz, in dem das Hakenkreuz prangte, einfach leer lässt. Ich bin ein 1966er Jahrgang und als ich ein Kind und junger Jugendlicher war, durfte an Modellen etwa von Flugzeugen (ich hatte eine riesige Luftflotte in 1/72) das Hakenkreuz noch verwendet werden. Erst die unseligen Neonazi-Umtriebe und der wieder wachsende Antisemitismus sorgten dafür, dass auch bei historischen Darstellungen (wozu auch Modelle letzendlich zählen) das eigentlich ein germanisch/skandinavisches Sonnensymbol darstellende Hakenkreuz nicht mehr wohl gelitten war.
Ich würde dennoch niemand raten, historisch interessierte Menschen in die rechte Ecke zu stellen, nur weil sie sich mit Technik oder Architektur des "Dritten Reiches" auseinandersetzen. Ich selbst habe vor nicht all zu langer Zeit die Lebenserinnerungen eines jüdischen KZ-Überlebenden aufgeschrieben, der in Auschwitz geboren wurde und acht Lager hinter sich bringen musste, bis er, sich auf einem Leichenberg tot stellend, von den Amerikanern befreit wurde. Wenn man sich mit so etwas beschäftigt, weil daraus ein Buch werden soll (Josef Jakubowicz/Hans von Draminski: "Auschwitz ist auch eine Stadt", Thiemo Graf Verlag Röthenbach/Pegnitz 2006) dann tendiert man gewiss nicht mehr zum Verherrlichen jener Zeit und ist ergo auch kein potenzieller "Kunde" für den Verfassungsschutz.
Zur praktischen Umsetzung: Irgendwann muss sowieso ein geräumiges Dachgeschoss für meine 1 her - und da kann ich mir dann auch den "Gag" leisten, ein Breitspurgleis samt zugehörigen Fahrzeugen in den Bahnhof zu führen. Wie die von euch dankenswerter Weise geposteten Bilder ja deutlich zeigen, war das geplante Rollmaterial zwar ziemlich riesig, aber es muss ja nicht die größte Lok sein, die man nachbaut. Und die Züge müssen auch nicht zehn Wagen haben. Als Nürnberger kenne ich natürlich die im DB-Museum ausgestellten, ziemlich groben Modelle, die meiner Erinnerung nach inzwischen im Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände sogar in Kopie stehen. Die Ausstellung im Doku-Zentrum will übrigens auch zeigen, wie die Faszination des Regimes funktionierte, wie die Propaganda-Maschinerie den Deutschen gleichsam das Gehirn wusch, bis sie auf Goebbels' Frage "Wollt ihr den totalen Krieg?" so fanatisch wie frenetisch "ja" brüllten.
Baut man als Modellbahner am Thema "Reichsbahn", kommt man um solche Fakten sowieso nicht drumrum - und dann kann man genau so gut auch den Wahn im Modell zeigen, denn auch und gerade die Breitspurbahn sagt etwas über jene Zeit. Übrigens: Die "Halle der Nationen" in "Germania" (das aus Berlin entstehen sollte) mit ihrer Menschenmillion Fassungsvermögen werde ich NICHT nachbauen, wenigstens vorerst nicht
Gruß, Hans