Die drei Lampen auf dem unbedachten Bahnsteigteil sollten nach Vorbildfotos erstellt werden, das bedeutete also Selbstbau.
Aus Messingröhrchen (vier bzw. fünf Millimeter Durchmesser) wurden die Masten gebaut, aus dünnem Messingdraht die Halterungen für den Lampenschirm. Alles wurde verlötet. Das war der einfache Teil (Bild 51).
Für die Lampenschirme benötigte ich an den Enden runde Abdeckungen. Hier halfen die Plastikschalen zur Aufbewahrung von Tabletten. Mit Hilfe von Polystyrolstreifen konnte ich dazu ein Gestell bauen. Die Mitte zwischen zwei
Endstücken wurde mit Papier abgedeckt (Bild 52).
Soweit sah das ganz gut aus. Aber dann mussten noch die Kabel für die SMD-Beleuchtungen an dem dünnen Halterungsdraht verlegt werden. Die LED’s hatte ich übrigens HO-Bausätzen von Viessmann Wandlampen entnommen.
Die Bahnsteiglampen inklusive Kabel wurden dann mit grauer Farbe, Revell Matt 43, angemalt. Alterungsspuren wurden auch gleich angebracht.
Aus einer runden Holzleiste wurden Mastfüße gedreht (siehe auch Bild 16).
Weiter ging es mit Weichenlaternen, Schottern und der Gestaltung des Zwischenraums zwischen den Gleisen.
Die Gleisverbindungen am Ende der Gleise zwei bis fünf waren ortsgestellt. Da es nicht nur unlogisch war sondern auch unschön aussah, wenn eine der Weichen auf Abzweig und die andere auf den geraden Strang gelegt war(als Beispiel Bild 53), mussten dringend die Weichenböcke und die Weichenlaternen installiert werden, damit die Grundstellung der Weiche eindeutig ersichtlich wurde.
Dazu verwendete ich modifizierte Weichenböcke von Hübner. Da diese jedoch einen zu großen Abstand zur Gleismitte hatten, wurden die Halteeisen entsprechend gekürzt, so dass ein annähernder Vorbildabstand von 2070 mm (64,7mm) erreicht wurde (Bild 54).
Hätte ich den Abstand der Weichenlaternen zur Gleismitte nicht verkürzt, wären sie näher am benachbarten Gleis als an der zugehörigen Weiche gewesen, was irgendwie unpassend wirken würde.
Durch die Kennzeichnung des Umstellhebels war auch für jedermann die Grundstellung zu erkennen: Erde (schwarz) unten, Himmel (weiß) oben. Die Laternen sind Eigenbau, der Deckel oben drauf wurde von Sven (Wasi, der Lichtschnitzer) am 3D-Drucker hergestellt.
Die Weichenlaternen wurden innen mit einer LED versehen. Damit man für alle Fälle noch mal dran kam, war die Laterne nur mit Fotokleber am unteren Boden befestigt und konnte relativ leicht abgezogen werden.
Für die Schotterarbeiten wurden zunächst wieder alle noch unbehandelten Schwellen bemalt und in den Gleisen entstandene farblose Stellen nachgemalt. Außerdem war nun die Gelegenheit, „Unebenheiten“ im Gleis auszugleichen. So gab es zum Beispiel einige Stellen, wo ich beim befestigen des Dämmmaterials auf dem Sperrholz zu große Lücken zwischen den Klebebandstreifen gelassen hatte und sich die Stellen, an denen Schienen auf der Korkoberfläche befestigt waren, nach oben angehoben hatten.
Mit kleinen Holzschrauben sorgte ich an diesen Stellen dafür, dass das Gleis bzw. der Untergrund an die Grundplatte gedrückt wurde (Bild 55), dann wurde geschottert. Nach dem Aushärten wurden die Schrauben entfernt und die kaum sichtbaren Löcher nachträglich mit Schotter verklebt.
Den Kork zwischen den Gleisen ersetzte ich durch zurecht geschnittene Stücke Climapor, vier Millimeter dickes Dämmmaterial mit einer glatten Oberfläche, auf die nach dem einschottern der Gleise graue Farbe aufgebracht wurde, in die Schotter und Grus eingestreut wurden.
An den Segmenttrennstellen wurden diesmal nicht Korkstücke eingesetzt, die vorab mit Schotter versehen worden waren, sondern die Stücke wurden „leer“ in die zu füllenden Lücken gelegt, allerdings von einem Stück Zellophan umgeben. Dann wurde auf dem Kork Schotter verteilt und verklebt.
Nach dem Trocknen wurden die Stückchen am Zellophan vorsichtig aus den Lücken heraus gezogen, das Zellophan entfernt, und nun konnten die Schotterstücke eingelegt werden (Bilder 56 – 58 ).
Damit die Einsatzstücke bei einem eventuellen Ab- und Wiederaufbau wieder der richtigen Stelle zugeordnet werden konnten, wurden sie durchnummeriert. Nummern, auf Papier ausgedruckt, wurden jeweils auf die Schotterkorkstücke und ihre Position im Gleis aufgeklebt (Bild 59).
Inzwischen gingen die Arbeiten auch zu Hause im Keller weiter. Allerdings nicht an Dingen der BoMo. Das jährliche Fremo:32 Treffen in Warendorf näherte sich, und hier hatte ich für meine beiden Schmalspurmodule noch das Empfangsgebäude Tüschendorf zu bauen.
Für einige Wochen wandte ich mich daher diesem zeitintensiven Thema zu. Ich kam dabei zu dem Entschluss, das Gebäude nicht für 360 Tage im Jahr ins Regal zu stellen, sondern es mit einem austauschbaren Bahnhofsschild auszurüsten und an 360 Tagen als alten Schuppen im Bahnhof Wilhelmshaven aufzustellen (Bild 60).
Meine Gedanken kehrten in die Jetztzeit zurück. Da stand ich vor meinem Bahnhof, und diese Güterwagen wisperten: Komm, verteile uns an die Ladegleise, wir wollen be- oder entladen werden. Da vorne steht eine 94, die will rangieren, sie wartet schon so lange darauf, sich zu bewegen …
Und als wenn das nicht genug wäre, meldete sich auch noch ein Postwagen, der am Bahnsteig vergessen worden war. „Lieber Michel“ raunte er, „ich muss dringend an den Postschuppen verschoben werden, bitte …“
Ich blickte noch mal auf den Therapieplan. Basteltherapie!
Scheiß was drauf, Planänderung, ich schiebe zwei Stunden Rangiertherapie ein. Die armen Wagen, die arme Lok …die brauchen das jetzt!
Gruß
Der Michel