Aus gegebenem Anlass aus dem Modelbex Re 4/4 IV Thread nachfolgend noch etwas detaillierter meine Gedanken zur Fulgurex A 3/5.
Vorneweg möchte ich sagen, dass die A 3/5 für mich zu den schönsten Dampfloks überhaupt zählt. Ja, sie ist bei weitem nicht die grösste, nicht die stärkste usw. Aber dafür hat sie das gewisse Etwas in ihrer Form, das sie extrem elegant erscheinen lässt, genauso wie man dies auch von der württembergischen S 3/6 sagt. Umsomehr habe ich mich ursprünglich gefreut, als Fulgurex das modell angekündigt hatte. Bestellt wurde die 209 mit stahlblauem Kessel, so wie sie in der Übergangszeit zur Gründung der SBB verkehrte. Obwohl ich wusste, dass es um die vorherigen Modelle von Fulgurex nicht sonderlich gut bestellt war, gab ich auch diesem Modellwie immer meine Chance.
Während dem Entstehungsprozess hatte ich u.A. in Bauma beim ersten Messingmuster ein sehr langes Gespräch mit den beiden Herren von Fulgurex. Damals sprach man nochvon Innovationen wie funktionierender Echtdampfleitung zu den Wagen usw... Ich habe zusammengefasst meine Erwartungen aus Sicht eines Vertreters der jungen Grossspurfraktion kundgetan und unterstrichen, was man heutzutage als State of the Art erwarten darf und bei dieser A 3/5 erwarten können muss. Nun ja, es kam dann leider allesvöllig anders und meine kühnsten Erwartungen (im negativen Sinne) wurden sogar noch überboten.Die nachfolgende Auflistung mit den wesentlichsten Punkten habe ich als direktes Feedback so auch direkt an Fulgurex gemailt.
1) Der erste optische Eindruck: Grob und einfach detailliert, definitiv nicht auf Spur 1 Niveau anno 2018
Beispiele: Die Loklampen hatten am Deckel jeweils eine kleine abgesetzte Reling - die fehlt obwohl dies
heute tlw. bereits in Spur N umgesetzt wird! Die Nieten wirken nicht wie Nieten, sondern eher wie lieblose Punkte
auf einer Fläche. Auch die Handgriffe sind nicht nur Gefühlt viel zu dick umgesetzt.
2) Fassungslos war ich als ich den Boden des Führerstandes sah, das kann doch nicht euer voller Ernst sein,
bei einem 7000 CHF Modell einen Holzimitatkleber anzubringen. Da gehört echtes Holz hin!
3) Dasselbe Lied beim Tender, der Kohleeinsatz aus Plastik - unterirdisch.
4) Verbindung Lok-Tender: Im Jahre 2018 gehört keine 50 Jährige Konstruktion mehr an ein 1:32 Modell,
bei welchem separat noch 2 bunte Kabelstränge verbunden werden müssen, die man dann mühselig in die
Öffnung beim Tender friemeln muss, abgesehen davon, dass man seitlich die Kabel immer noch auf unangenehme
Art und Weise sieht.
5) Kabel vom Laufdrehgestell: Auch hier gut sichtbar das rote und schwarze Kabel, welches man dann zwischen (!)
Drehgestell und Tender über/durch die Teilnachbildung des inneren Triebwerkes zieht und zur Kaschierung das rote
Kabel dilletantisch schwarz färbt mit Abplatzern.
6) Führung des Laufdrehgestells: Deutlich sichtbar das unten offene Rechteckprofil zur seitlichen Führung des Laufdrehgestells.
Einfach nur grob und wüst umgesetzt, normalerweise löst man das heutzutage mit Stift und Fräsung in der Platte über dem Drehgestell!
7) Achsen am Tender laufen werde rund noch „flüssig“, man hört ein leichtes Schleifen und nach 2 Umdrehungen stehen sie bereits still.
8 ) Beim Blick durch das hinterste Treibrad sieht man deutlich den Motor inkl. Verkabelung und groben Schrauben.
9) Die 3 Treibachsen sind zueinander starr was für optimale Laufeigenschaften Gift ist.
10) Die Führerstandslampe ist ein simples Birnchen, das wäre doch keine Sache gewesen, hier entsprechend die Abdeckung in Form
eines kleinen Plexi nachzubilden.
11) Generell störend der Einsatz von Glühbirnchen. 2018 gehören LED in ein Modell. Die Ausrede, dass eine LED kein Birnchen imitieren kann
hat sich ebenso bereits überlebt. Die Birnchen leuchten zudem viel zu hell - noch nie eine Öl oder Petroleumlampe leuchten gesehen?!
Loklampen damals waren lediglich Positionslichter, KEINE Scheinwerfer oder Leuchten, um den Fahrweg vor der Lok auszuleuchten!
12) Am Tender sind div. Ventile etc, die im original Messingteile waren. Wieso färbt man die grob mit einer Goldfarbe, die weder schön noch wertig aussieht?!
Generell wirken durch die Färbung viele Anbauteile wie Plastik und nicht Metall/Messing.
13) Loksound und Getriebe sind nicht synchronisiert - bei einem solchen Modell ein absolutes Unding!
14) Rauchfunktion als simpler Einsatz ohne Synchro oder Rauchstoss. In dieser Preisklasse wäre das simpel und einfach Pflicht! Selbst H0 Herstellerschaffen dies in 300 CHF Modellen!
15) Das Papierwerk: Da hat man ein 7000 CHF Modell und die „Anleitung/Doku“ besteht aus ein paar traurig ausgedruckten A4 Seiten plus den Decoderanleitungen,
geliefert in einem 08/15 Ringordner Mäppchen… Ohne Worte. Das macht man einfach nicht bei einem solch hochpreisigen Modell und ist ggü. einem
Kunden schlicht und einfach respektlos!
Und wenn man sich nun z.B. Punkt 14 zu Gemüte geführt hat, weiss auch nun was ich mit meiner Anspielung auf die Echtdampfleitung meine.
Grosse Worte und unter dem Strich schaft man nicht einmal ein brauchbares "Basisprogramm". Zur Teilnahme an der "Kür" braucht man gar nicht diskutieren.
Logische Folge war, dass ich die Annahme des Modells verweigert und zugleich das dazugehörige Wagenset storniert habe.
Die Lok ist so nicht einmal die Hälfte des ausgerufenen Preises wert und sieht für mich stark nach einer aufgeblasenen Version der zuvor ausgelieferten Spur N Version aus.
(Die Konstruktion ist sogar weitgehend dieselbe!!!)
Wie sagt doch ein zu Fulgurex treffendes Sprichwort so schön:
"Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit"
Dieser Beitrag wurde bereits 6 mal editiert, zuletzt von »Alpenbahn« (12. Januar 2020, 09:26)