Übernimmt Porsche Märklin?
Deutschlands traditionsreichster Modellbahnhersteller Märklin, der auf der Spielwarenmesse in Nürnberg eigentlich sein 150jähriges Bestehen feiern wollte, ist seit Mitte letzter Woche insolvent. Nach DMM-Informationen will der Sportwagenbauer Porsche als neuer Investor und Retter einsteigen.
Die Geschichte der möglichen Rettung einer weltbekannten Marke durch eine andere nicht minder bekannte Marke klingt für die 650 Beschäftigten am Standort Göppingen beinahe wie ein Märchen. Hintergrund der möglichen Übernahme durch die Porsche AG ist schätzungsweise auch die Tatsache, dass Porsche-Chef Dr. Wendelin Wiedeking ein begnadeter Modellbahner und Sammler von Modelleisenbahnen und Modellautos ist, dem das Schicksal Märklins angeblich keine Ruhe gelassen haben soll. Wiedeking (56), einer der besten Manager Deutschlands, leitet als Vortsitzender des Vorstands die Porsche AG seit 1993 überaus erfolgreich.Märklin hat seinen Untergang vermutlich so genannten "Heuschrecken" zu verdanken, die das Unternehmen ausgesaugt haben.
Insolvenzverwalter Michael Pluta hat die hohen Honorare für Unternehmensberater als Grund für die Insolvenz des schwäbischen Modelleisenbahnherstellers Märklin ausgemacht. „Wenn die Beratungskosten nicht bestanden hätten, wäre die Firma jetzt nicht pleite“, sagte Pluta auf der Nürnberger Spielwarenmesse. Dort stellt das 150 Jahre alte Unternehmen trotz der Schieflage 400 Neuheiten aus. In einzelnen Jahren habe das Unternehmen mit zuletzt 128 Mio. Euro Umsatz bis zu zwölf Mio. Euro für Berater ausgegeben, rechnete Pluta vor. Für den Betrag, der über die Jahre dafür ausgegeben worden sei, hätte man die ganze Firma kaufen können.
Plutas erste Maßnahme im Unternehmen war denn auch folgerichtig: Er warf alle so genannten "Berater" aus dem Unternehmen. Allein mit der sofortigen Kündigung spare Märklin einen knapp zweistelligen Millionenbetrag im Jahr, das sei fast die Hälfte des Jahresverlustes. „Da tränen einem die Augen“, sagte Pluta.
Nach einem jahrelangen, lähmenden Familienstreit war Märklin 2006 den Finanzinvestoren Kingsbridge und Goldman Sachs verkauft worden. Der Ulmer Rechtsanwalt Pluta sagte, die Verluste der vergangenen drei bis vier Jahre hätten das Eigenkapital von Märklin aufgezehrt und zur Überschuldung geführt. Die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) und die Kreissparkasse Göppingen hatten ausgelaufene Kreditlinien über 50 Mio. Euro nicht verlängert und damit die Reißleine gezogen.
Von der Pleite betroffen sind zunächst 650 Mitarbeiter in Göppingen und bei der Nürnberger Tochter Trix. Die Produktion im ungarischen Györ, wo weitere 630 Menschen arbeiten, will Pluta nicht in die Insolvenz rutschen lassen.
In Nürnberg sagte Pluta noch, er wünsche sich als Käufer für das Traditionsunternehmen einen Mittelständler, „der Herzblut mitbringt“. Vages Interesse gebe es bereits. Ob er da schon vom Interesse Porsches gewusst hat? „Es gibt so ein paar Planeten, die um uns kreisen, aber konkret ist noch nichts“, sagte der Insolvenzverwalter noch am Donnerstag. Märklin-Geschäftsführer Mundil ist sich sicher, dass es mit der Marke weitergeht. Die Aufträge seien stabil. „Und das stärkt unsere Zuversicht, dass wir Märklin in eine neue Zukunft lenken können.“
Quelle:
http://dmm.travel/news/panorama/20700/ DMM Der Mobilitätsmanager