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Donnerstag, 31. Dezember 2009, 13:40

2010

Allen Bahnfans, ob 1:1, 1:32 oder beides , ein gutes Neues Jahr 2010!

Zum Bild: eine unglaubliche, mafiöse Allianz von SPD, CDU, FDP und Freien Wählern versuchen seit Jahren gegen den wachsenden Widerstand in der Bevölkerung das mittlerweise auf 20 Jahre alten und betriebstechnisch überholten Voraussetzungen basierende Projekt Stuttgart 21 mit Milliardenaufwand durchzudrücken. Eine 8-gleisige unterirdische im Gefälle liegende Flaschenhalsstation soll den jetzigen 17-gleisigen Kopfbahnhof (immerhin der zweitpünktlichste in ganz Deutschland!) quer zu dessen Ausrichtung unterirdisch ersetzen. Ziel ist es wohl in erster Linie durch den Wegfall der bestehenden, oberirdischen Zulaufstrecken Land für Immobiliengeschäfte zu erhalten. So hat die Stadt Stuttgart bereits 2003 der Bahn dieses Land für eine knappe halbe Milliarde Euro der Bahn abgekauft. Anfang Dezember 2009 bekam Oberbürgermeiser Schuster dann von einem Immobilienlobbyverein einen "Award" für seine Verdienste für die Immobilienwirtschaft verliehen. Ein Schelm, der sich etwas Bösese dabei denkt. Durch gegenseitige Verträge wurde eine Erpressungssituation geschaffen, die alle Beteiligten an der Kandarre hält, wollte einer aussteigen. So müsste z.B. Die Bahn AG bei einem Ausstieg die Erlöse für den Grundstücksverkauf wieder an die Stadt Stuttgart zurückerstatten, mit Zinszins mittlerweile satte 700 Mio Euro. Herr Grube hat diesen Erlös aber aktuell aktiviert, um mit ihm seine Bilanz für 2009 aufzuhübschen.
Spät, aber hoffentlich nicht zu spät, melden sich immer mehr Fachleute aus dem Umfeld der Bahn äusserst kritisch zu Wort, so dass Hoffnung besteht, dass sich in Zeiten knapper steuerfinanzierten Ressourcen Vernunft und Augenmass durchsetzt.
Sollte aber in 2010 der erste Spatenstich für diesen dümmsten aller Bahnhöfe stattfinden, wird er zu einem alle Finanzmittel verschlingenden Grossmonster mutieren. Für den dringenden Ausbau des Regionalverkehrs oder Reparaturen an maroder Bahninfrastrukur wirds dann ganz eng. Desaster wie Berliner S-Bahn, Ausfall von ICEs wie z.B. bei Berlin-Müchen sind dann vorprogrammiert. Wir sehen also, da haben dann alle in Deutschland etwas davon, nicht nur die Einwohner der Stuttgarter Region.

Stuttgart 21 wird in jedem Fall scheitern. Besser jetzt als später, wenn das Teil gebaut ist, und dieser Flaschenhals in den Hauptverkehrszeiten die von S21-Fans hochgejubelte Europa-Magistrale Paris-Bratislava effektvoll verkorkt und er mit weiteren horrend hohen Mitteln betriebtauglich gemacht werden muss.

Soweit wird es hoffentlich nicht kommen. Das ist jedenfalls meine perönlich Hoffnung für 2010.

Peter

P.S.: Für weitergehende Infos: www.kopfbahnhof-21.de
»Peter« hat folgendes Bild angehängt:
  • K21 Sylvestervisionkl.jpg

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2

Donnerstag, 31. Dezember 2009, 14:02

Nur mal so, damit ich das richtig verstehe....

S21 ist doch in letzter Instanz fertig Planfestgestellt und die Aufträge zu einem Teil bereits vergeben.
Wenn ich richtig gelesen habe soll im März Baubeginn sein.

Und wie Du schreibst, sind sämtliche Parteien bis auf die Grünen für S21.

Wenn Du also hoffst, dass das Projekt scheitert. würde mich mal doch interessieren, wie das geschehen soll.
(Wenn nicht gerade der 3 Weltkrieg ausbricht oder ein Meteorit in Stuttgart einschlägt...oder beides passiert)

ospizio

unregistriert

3

Donnerstag, 31. Dezember 2009, 14:19

Re: 2010

Hallo,

Als gebürtiger Stuttgarte,der bis 1973 dort gewohnt hat und seit 1972 zuerst als Heizer,dann viele Jahrzehnte als Lokführer diese Bahnhof angefahren hat,stehe ich voll hinter Peters Meinung.
Ich habe im Hauptbahnhof viele Arbeitszüge (Umbau der Streckenür die S-Bahn/Abbruch der Stellwerke/SBahntunnel Stgt Hbf tief-Vaihingen gefahren und kenne um die geologischen Schwierigkeiten.Auch habe ich fast täglich den Bau des Landesbank gebäudes miterlebt,das auf dem Gelände des Eilgüterund Stückgutbahnhofes neben dem Hbf erstanden ist.
Solange Politiker (wie auch Manager)nichtfür Ihre Fehler gerade stehen müssen,solange wird es solche Fehlplanungen geben.
Und nach diesen Argumenten würden ja alle anderen Kopfbahnhöfe in Europa auch zur Diskussion stehen.Für mich unverständlich,da im Zeitalter des ICE/Triebwagen/Wendezüge ein problemer Fahrtrichtungswechsel schon mehrere Jahre vollzogen wird,.
Und nicht vergessen:
Die Fahrt von Rottweil nach Stuttgart wird um 8 Minuten länger,da die Züge ja nach Flughafen fahren und nicht mehr direkt nach Stg Hbf!!!

Nun in Württemberg gehen die Uhren halt etwas anders,wenn man das Lied der schwäbischen Eisenbahn betrachtet:
Was haben sie da mit dem Hammel gemacht?
Ein Schelm wer böses dabei denkt!

Ich wünsche allen meinen Spur1 Freunden mit Angehörigen einen guten Rutsch und ein gesundes neues Jahr 2010.

Wolfgang

.

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »ospizio« (31. Dezember 2009, 14:20)


4

Donnerstag, 31. Dezember 2009, 14:48

Re: 2010

Hallo

Ich lebe ausserhalb Deutschlands. Mir faellt auf das es in D keinerlei Projekte gibt die nicht bei einem Anteil der Bevoelkerung auf Ablehnung stoesst. Sei es der Bau von Strassen oder Schienen. Wir koennen nicht mit einer veralteten und an Kapazitaetsmangel leidenden Infrastruktur in dem immer haerter werdenden globalen Wettbewerb bestehen koennen. Ich will hier nicht urteilen ob der Bahnhofsumbau sinnig oder unsinnig ist, aber in der Geschichte sind schon viele Projekte als unsinnig bezeichnet angesehen worden die heute als zukunftsweisend angesehen werden.

Einen Guten Rutsch
wuenscht HjM aus KY

5

Donnerstag, 31. Dezember 2009, 14:49

hallo c.m.

Das ist ja das hirnrissige: grosse Teile von S21 sind nicht nicht einmal planfestgestellt oder vom EBA einkassiert, so z.B. der Murks um Messe- und Flughafenbahnhof. Bei der an das Projekt gebundene NBS Stuttgart-Ulm sieht's noch düsterer aus: da ist man sich noch nicht einmal über den genauen Trassenverlauf einig, daher ist da noch nichts planfestgestellt.
Die Bahn kann ja keine Aussagen machen, was es denn nun kosten solle, da man ja noch keine Angebote eingeholt hat und damit auch keine Aufträge erteilt hat (nur für ein paar kleine bauvorbereitende Jobs, wie z.B. Probebohrungen).
Was die Parteien betrifft, muss ich das relativieren: Es sind die jeweiligen Parteioberen. Wir haben jedenfalls jede Menge Fussvolk aus den genannten Parteien in der Initiative. Und die sind stinksauer und drohen mit Austritt oder haben ihn bereits vollzogen. Die Bürger hier vor Ort werden immer wütender auch wenn sie mit der Bahn nix am Hut haben: Der Staat greift ihnen immer tiefer in die Taschen, während für nicht betriebtaugliche Unsinnsprojekte das Geld mit Schaufeln rausgehauen wird. Und nicht nur für überflüssige Bahnhofsprojekte, wie jeder von uns weiss. Gleichzeitig üben sich Bahn und Politik in Geheimniskämereien und betrügen die Bürger mit advokatischen Winkeltricksereien um ihre demokratischen Rechte.

Die Hoffnung stirbt zuletzt, möglicher Weise gibt es eine goldene Brücke, über die der eine oder andere Beteiligte gehen kann. Da ist einiges am laufen…
Sicher ist nur, S21 scheitert so oder so. Entweder jetzt als Projekt, oder der dann gebaute Bahnhof, der untauglich ist, seine Funktion so zu erfüllen, wie der heutige bestehende.

Gruss

Peter

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Peter« (31. Dezember 2009, 14:55)


6

Donnerstag, 31. Dezember 2009, 14:56

... und nicht vergessen - solche Projekte schaffen auch Arbeitsplaetze die dringendst gebraucht werden. Schaut mal nach China was dort in die Infrastruktur investiert wird.
Eine Baumassnahme in D durchzuziehen ist schon wegen der vielen wiederspruechlichen Interessen und daraus resultierenden Einspruechen langwierig und wegen der resultierenden Zeitverschiebungen teuer

HjM

Robert Werth

unregistriert

7

Donnerstag, 31. Dezember 2009, 16:13

Re: 2010

Zitat

Original von HJM
" in der Geschichte sind schon viele Projekte als unsinnig bezeichnet angesehen worden "

Die Eisenbahn selbst zählt hierzu, oder?

Guten Rutsch ins 2010
Robert Werth

8

Donnerstag, 31. Dezember 2009, 16:43

Hallo S21-Befürworter,

was soll denn an der Halbierung eines Großstadtbahnhofs "zukunftweisend" sein?

Schon seit 80 Jahren hat der Stuttgarter Hauptbahnhof 16+1 Gleise und die Zufahrtstrecken sind (bis auf die von Zürich) kreuzungsfrei eingefädelt, d.h. daß kein Zug den anderen behindert.
Das Thema Kopfbahnhof ist betrieblich ja komplett erledigt seit auch jeder IC oder Schnellzug einen Steuerwagen hat.
Die "Zeitersparnis" der Durchgangsstation von behaupteten 4 oder 5 Minuten resultiert vor allem aus der gelanten Verkürzung der Ein- und Ausstiegszeiten von 4 auf 1 Minute - welcher Bahnnutzer glaubt den sowas?
Die unterirdischen Gleisverbindungen sind aus Kostengründen alle in einer Ebene, so daß nur wenig paralelle Ein- und Ausfahrten stattfinden können. Selbst kleine Verspätungen ziehen gleich blockierte Fahrstrassen und verpasste Anschlüsse nach sich.
Die ganzen "Grundstücksgewinne" reduzieren sich nur um höchstens 20% wenn S21 nicht gebaut wird, da schon jetzt 40-50% der angeblich erst durch die Tieferlegung des Hbf zu gewinnnenden Flächen bereits frei und nur zum Teil verkauft sind. Weiterhin werden Bw, Bww geräumt - und anderweitig wieder neu gebaut - der riesige Posthof steht schon seit Jahren zur Verfügung. Für die Entwicklung und Erweiterung der Innenstadt und des Rosensteinparks wäre also genug Fläche vorhanden.
M.E. kann die BahnAG mit S21 die Konkurrenten leichter "draussenhalten", weil dieses bisschen Bahnhof keinen Platz für weiteren Schienenverkehr bietet bzw. schon für den jetzigen Verkehr zu klein ist.
Es wäre ja alles ok, wenn diese Befürworter auch nur eine ihrer Behauptungen belegen könnten, sei es mit vereinfachter Betriebsabwicklung wg. der Durchgangsstation - die ist nur gegeben, wenn die Züge auch wirklich ungehindert - kreuzungsfrei - aus- und einfahren könnten
oder wenn sich die frei gewordenen Grundstücke verkaufen liessen, aber da herrschen schon seit über 10 Jahren stillstand und Brachenkultur - scheinbar niemand will diese Flächen.
Wirklich was tun wird sich nur nach der Räumung des Bw, Bww und Posthof, da wird dann mit Millionen Steuergeldern der Rosensteinpark erweitert.

Arbeitsplätze:
Mit diesen Kosten pro Arbeitsplatz liesse sich ein veritables Loch graben, am besten weit ausserhalb der Stadt um die innerstädtische - steuerbringende - Geschäftstätigkeiten nicht zu behindern, und dann wieder zuschütten. So hätte man Beschäftigung ohne Folgekosten für unsere Kinder- und Enkelgenerationen.

Die Gute und Richtige Lösung wäre, den Stuttgarter Hbf zeitgemäß zu modernisieren, den Fahrgastfluß zu erleichtern - Quer unter den Gleisen existieren mehrere Tunnels, die ohne viel Aufwand - im Verhältnis zu S21 - zu aktivieren wären, einschließlich direktem Anschluss an die Bahnhofstiefgarage.
Aus der ehem. Express-Anlieferung liesse sich eine weitere Tiefgarage erstellen, diese großen, unter den Bahnsteiggleisen liegenden Räumlichkeiten stehen auch schon lange leer.
Die, einst wg. notwendiger Güterverkehrsanlagen nicht gebaute kreuzungsfreie Einführung aus Richtung Zürich liesse problemlos herstellen so daß auch hier einer (Personen-) Verkehrserweitung nichts im Wege steht. Diese Strecke führt durch hochwertige Wohngebiete und könnte deshalb - wie bei S21 geplant - zum großen Teil im Tunnel verlegt werden und diese wirklich attraktiven Flächen in Aussichtslage verkauft werden.

Das ganze ginge zu einem Bruchteil der S21- Kosten und könnte auch eine Schienen-Verkehrszunahme verkraften - das wäre dann wirklich zukunftweisend.

Gruß aus Reutlingen
Michael
Gruß aus Lichtenstein (Württ.)
Michael

ospizio

unregistriert

9

Donnerstag, 31. Dezember 2009, 17:54

Stg 21

Hallo,

Man könnte ja wie am Beispiel Frankfurt-Flughafenfernbahnhof in Stuttgart die bestehende zweigleisige Umleitung von Kornwestheim nach Stg-Untertürkheim nutzen.Noch besser für diejenien,denen der Geschwindigkeitsrausch die letzten positiven Gehirnzellen geraubt hat,wäre die Reaktivierung der stillgelegten und abgebauten West-Ost Verbindung von Bietigheim nach Marbach bzw. Backnang.

Und nochwas,
Da macht die Schweiz,auch mit Geld der Nichteidgenossen aus der Nachbarschaft zwei hervorragende Alpenduchstösse und unsere Landes und Bundespolitiker sind nicht in der Lage die Gäubahn als wichtigen Zubringer von Horb bis Hattingen wieder zweigleisig auszubauen.Und dabei hätten sie ja 50 Jahre Zeit gehabt.(Da könnten sie mal was von den Chinesen lernen.)



Gruss Wolfgang

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10

Freitag, 1. Januar 2010, 11:15

Re: 2010

Hallo,
wenn Stuttgart 21 rein technisch gesehen nicht viel bringt und nur Milliarden verschlingt, dann ist das Projekt schon von Anfang an eine riesengroße Fehlleistung.

Wer nachhaltig und langfristig weiter denkt, der weiß, dass wir in Zukunft wieder mehr Gleise brauchen, weil wir nicht über unendliche Energien verfügen und der LKW - Verkehr nach und nach wieder auf die Schiene zurück kommen wird. Deshalb vorsichtig beim Abbau von Bahninfrastruktur, wir werden sie später dringend benötigen.

Leider folgen Politiker gerne manchen Wirtschaftsinteressen (das wird auch schon mal als Vetternwirtschaft bzw. Klüngel betrachtet) , die Wirtschaft kennt sich da aus, man schmiert Politiker aller Parteien und schon ist man fein raus.

Der Bürger muß dann hinterher die Zeche bezahlen, weil sich bei Fehlleistungen niemand verantwortlich fühlt.

Besser wäre, die vorhandene Infrastruktur zu modernisieren bzw. optimieren, wie hier schon mehrfach erwähnt.

Ganz einfach, Aufwand und Nutzen müssen in einem ausgewogenen Verhältnis stehen, das ist eine der wichtigsten wirtschaftlichen Grundregeln , die überall anwendbar ist, diese Regel wird wohl bei S21 kräftig mißachtet.

@HJM natürlich ist es einfacher, in einem totalitär regierten Land wie China, Großprojekte durchzuziehen, es gibt ja auch drakonische Strafen, Enteignungen mit körperlicher Gewalt für die, die dagegen halten wollen. Man spielt aber von Deutschland aus ja gerne mit, z.B. Riesenumsätze bei Siemens. Wirtschaft ist hier wichtiger, wie Moral und man hat ja ne schöne Ausrede: Wenn wir es nicht machen, machen es andere. Das wird wohl auch leider so stimmen.

Ist natürlich hier die Frage, ob wir das hier auch wieder einführen wollen? Ich denke wohl eher nicht.
MfG. Berthold