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In Zeiten, in denen man Armbanduhren schon für 5 Euro kaufen kann, ist Uhrmacher ein aussterbender Beruf. Das ist wohl der Hauptgrund, warum gerade auf Ebay jedes Jahr unzählige Uhrmacherdrehbänke aus Nachlässen angeboten werden.
Die Palette reicht dabei von schrottreif bis sehr gut erhalten und von ganz ohne Zubehör bis üppig ausgestattet.
Warum aber eigentlich Uhrmacherdrehbank?
Der Grund liegt eigentlich in der Zugänglichkeit und Sichtbarkeit der zu drehenden Teile, denn mit einer guten Großdrehbank kann man auch auf 1-2 Hunderstel genau arbeiten. Nur kostet die dann vielleicht 50000 € und ist mit 2-3 Tonnen doch etwas unhandlich.
Eine gut erhaltene Uhrmacherdrehbank mit Antrieb und reichlich Zubehör ist für 1500-2000 € zu haben. Man kauft sie am besten bei einem gewerblichen Händler mit 2 Wochen Rückgaberecht.
Wichtig ist, dass die Drehbank 8mm-Aufnahme für die Spannzangen besitzt. ( dann kommt man relativ leicht an Ersatzteile )
Uhrmacherdrehbänke und deren Zubehör werden aber immer noch hergestellt, allerdings zu Preisen eines kleinen Neuwagens z.B.:
https://www.boley.de/de/shop/4581.drehmaschinen
Der große Vorteil einer Uhrmacherdrehbank ist, dass sie für die Anfertigung präsiser Kleinstteile ideal ist, gerade wenn man vollkommen maßstäblich bauen will. Oft gibt es z.B. Rohre nicht im passenden Innen- bzw. Außendurchmesser. Außerdem ist das genaue Ablängen von Rundmaterial schon sehr elegant möglich.Typischer Anwendungsfall ist z.B. das Drehen von Bolzen mit Bund. ( Das ist einer der Gründe, warum es an meinem Otmm 70 nicht weiterging. Da sind für den Fahrwerksbereich Dutzende von Bolzen zu drehen.
Aber es gibt, bedingt durch das Alter, natürlich auch Nachteile. Die Maschine sind im wahrsten Sinnes des Wortes analog. Durch die Zierlichkeit lässt sich leider auch nichts automatisieren. Weder CNC noch Digitalanzeige.
Die Schneidwerkzeuge können heutzutage aber durchaus aus Vollhartmetall sein. Also Bohrer, Anbohrer, Wendeschneidplatten etc. Die Halter für Wendeschneidplatten muss man sich allerdings selbst anfertigen. Die gibt es (noch) nicht von der Stange.
Ursprünglich wurden auf Uhrmacherdrehbänken Werkzeuge aus HSS verwendet. Das exakte Anschleifen eines Drehstahls erfordert aber siehr viel Erfahrung und Geschick oder eine passende Vorrichtung.
Bei Uhrmacherdrehbänken wird normalerweise in Spannzangen gedreht. Die haben eine deutlich bessere Rundlaufgenauigkeit und beschädigen schon fertig Flächen nicht unnötig.
Hier mal die Abbildung einer Andrä Zwingenberger. Die Drehbank ist etwa 300 mm breit.
Wird fortgesetzt!