Hallo alle zusammen,
Mensch, wenn ich gewusst hätte, was für wunderbare Geschichten hier zusammengetragen werden - damit hatte ich bei der Umfrage gar nicht gerechnet! Alle Achtung.
Aber dann muss ich meine Geschichte auch mal etwas ausführlicher erzählen.
Die begann, ich weiß es noch genau, 1971, als wir in Westerland in Hörweite des Bahnhofes wohnten. Immer wenn ein Zug mit einer 012 kam, wurde getutet (tuten tut der Zuch
) und ich quengelte so lange, bis meine Mutter mit mir zum Bahnsteig ging.
Eines Tages sah ich zu, wie der Heizer von der Lok stieg, sich zu schaffen machte hier und da (vor dem Tosen des Ölbrenners hatte ich ungeheuren Respekt), und plötzlich innehielt und zu mir kam.
"Willst du auch mal?" fragte er und reichte mir die Ölkanne mit dem langen Schnabel. Und da durfte ich Ministeppke mit meinen drei Jahren dann in die Schmiergefäße füllen, während er aufpasste, dass nichts überlief.
Irgendwie muss es da "Klick" gemacht haben, denn seither "hat" mich die Eisenbahn.
Und jedes Jahr sah ich sehnsüchtig auf den Spielzeugseiten des Quelle-Kataloges (jaja, damals...) auf die bestimmt ziemlich billige Versandhausware von Zugpackungen und bekam doch lange keine eigene Bahn.
Als ich sechs war oder so, bekam ich dann eine Faller HitTrain-Packung. Mit der Zeit landete da einiges auf den Gabentischen und ich hatte irgendwann zwei T3, eine Henschel-Diesellok, meinen ganzen Stolz: Eine T3 mit Schlepptender und eine ganze Reihe Wägelchen, Bahnhof, Lokschuppen und Stellwerk... das alles habe ich auch noch, es wartet auf eine Wiederverwendung bei meinem eigenen Sohn.
Meine Mutter seufzt heute noch manchmal und meint, man hätte bei mir mit der Eisenbahn ("Kinkerlitzchen") gar nicht anfangen dürfen: Weihnachten 1981, ich war 13, bekam ich endlich (!) eine "richtige" Modellbahn, eine Minitrix-Startpackung und allerlei Zubehör. Das war der Beginn meiner Liebe zur Spur N. Mit drei Loks (T3 von MT, 89.70 von Arnold, BR 85 von MT) und zwei dutzend Wagen vielleicht ging ich ins Teenage und den bekannten Modellbahnknick.
Nach Absolvieren der Schule verließ ich meine Heimat und begann die übliche Routine... eine Lehre, einen (unfreiwilligen) Staatsdienst, dann Studium. Die Modellbahn dräute so im Unterbewusstsein vor sich hin. Dann las ich zum ersten Mal, dass es, das war 1988 in Hannover, eine
Modellbahnbörse (ouuuuuh!!!) geben sollte. Aus Neugierde fuhr ich hin - und kam mit zwei Tüten voll Gebrauchtware wieder raus...
Seither habe ich, was die Spur N angeht, stetig weitergesammelt und eine ziemlich große Anlage von 10m Länge gebaut. Meine sehr (!) vielen Fahrzeuge setze ich darauf ein, um nach Originalunterlagen möglichst authentische Züge fahren zu lassen - in neuerer Zeit machen viele engagierte kleine Hersteller das immer mehr möglich.
Wie ich anderswo schon erzählt habe, "fand" mich meine erste Spur-1-Lok, die Maxi-"MAX", gleich begleitet von "Luzie" vor etwas mehr als zwei Jahren bei meinem Gebrauchthändler und seither habe ich mich auf die Spur 1 konzentriert. Was ich gebaut habe und was ich noch plane, steht in meinen Threads hier im Forum.
Ja, und außerdem habe ich mich auch bei der großen Bahn engagiert. Bei einer Museumsbahn habe ich meine Prüfung zum Bremsbeamten und Rangierbegleiter gemacht. Eine schöne Zeit lang bin ich jede Saison auf der Strecke gefahren (die
MKO, Norden-Dornum ) und war auch mal im Vorstand. Aber dafür ist leider nicht mehr viel Zeit, seit ich, irgendwie wieder mal unfreiwillig, weil ich an meine Zukunft denken musste, wieder im Staatsdienst gelandet bin...
Oh, und auch meine liebe alte Mutter mit ihren jetzt 89 Jahren hat sich mit der Modellbahn versöhnt. Ich habe ihr, sie ist Schweizerin, einen Weihnachts-Quadratmeter Spur N als "Mini-Schweiz" mit Schnee usw. gebaut, erst stand diese kleine Bahn nur an den Feiertagen neben dem Christbaum, jetzt mag sie sie gar nicht mehr missen, während "Roter Pfeil" oder "Glacier-Express" ihre Runden drehen. Und als ich ihr dann mein Spur 1-Krokodil (auch gebraucht gekauft, das alte analoge in grün) zeigte, war sie ganz hin und weg...
Das ist ein hoffentlich noch lange dauernder Eisenbahnfreunde-Lebenslauf. Vielleicht schließt sich ja der Kreis eines Tages vollends und ich darf irgendwann künftig noch einmal als alter, zusammengeschrumpelter Tattergreis Schmiergefäße füllen, während der Heizer aufpasst, dass ich kein Öl verschütte...
Liebe Grüße,
Guido
(PS: Und nun kennt Ihr auch den Hintergrund zu meinem Alias: Bin als Deutschschweizer an der Nordsee aufgewachsen...
)