Hallo mitnander,
Einheitslok oder richtiger
Einheitslok 1920 sind tatsächlich nur die damaligen Neuentwicklungen aus einer Art Baukasten mit möglichst gleichen, einheitlichen Teilen.
Bild: Archiv Henschel
Die hier zu sehende 02 003 war dann die erste, im Sept. 1925 ausgelieferte Lok der Einheitsbauart. Man ging zunächst davon aus daß die h4v-Lok die Einheits-Schnellzuglok werden würde. Von der DRG abgenommen wurden sie aber im Juni 1926. 01 001 - 008 waren da schon im Einsatz, die 008 wurde als erste 01 im Jan. 26 abgenommen. (Daten aus dem EK-Buch zur 01)
Die G12 (BR 58) war ja unbestritten eine preussische Entwicklung, die den anderen Länderbahnen aufgenötigt wurden.
Man darf natürlich nicht übersehen daß jede Länderbahn mit eigener Lokentwicklung auch eigene Einheitsausführungen hatten weil es natürlich Unsinn ist, für jede neue Baureihe komplett neue Einzeteile zu entwerfen. Da betrieb die Preussische Staatsbahn die größten Stückzahlen (z. B. P8 und G10 je über 3000 Stck!) so daß hier schon lange eine Einheitlichkeit bestand.
Der m. E. wichtigste Erfolg der Einheitsidee von 1920 ist die Vereinheitlichung der an jeder Lok verbauten Teile wie Ventile, Ölsperren, Pumpen, (Kessel-) Rohre usw., eine schier unendliche Liste. Mit diesen neuen Einheitsteilen konnten dann auch die Länderbahnmaschinen ausgerüstet, "vereinheitlicht" werden.
Bild: Herbert Stemmler
Hier ein Bild der 97 501, auf dem ich die im Laufe ihrer knapp 40 Jahre Dienstzeit nachgerüsteten Einheitsbauteile markiert habe. Die meisten sind Verschleissteile, die vielfach nachgearbeitet werden mussten, was dann bei Einheitsteilen ganz einfach im Tausch ging so daß die Lok nicht stehen musste bis das defekte Teil aufgearbeitet war.
Apropos Tausch, das Einheitssystem umfasste auch die Technik der Aufarbeitungsstufen. D. h. daß z. B. ein abgenutzter Zylinder nicht einfach weiter aufgebohrt und dann ein neuer Kolben dem neuen Durchmesser angepasst wurde, sondern daß sowohl Zylinder als auch Kolben in abgestuften Abmessungen aufgearbeitet wurden. Ein Zylinder, der in der letzten Aufarbeitungsstufe größtmöglich ausgebohrt wurde, bekam dann einen neuwertigen Kolben eingesetzt während ein neuer Zylinder einen in der letzten Stufe mit kleinstmöglichem Durchmesser überdrehten Kolben bekam.
Diese "Stufentechnologie" war natürlich nur bei größtmöglicher Einheitlichkeit der Teile sinnvoll, damit die Teile nicht zu lange Lagerplatz beanspruchen. Leider waren - und blieben - die Stückzahlen der Einheitsloks deutlich unter den erwünschten Stückzahlen. So manche, eigentlich durch Einheitsloks zu ersetzende Länderbahn-Baureihe überlebten ihre jahrzehnte jüngeren Nachfolger.