Moin, Jungs,
was ich 2021 auf jeden Fall auch noch fertig ausgestalten wollte war die Drehscheibe beziehungsweise die Drehscheibenbühne.
Dazu mussten aber erstmal alle technischen Voraussetzungen erledigt werden. Bisher waren an den Enden der Bühne je zwei Kugellager als Auflagefläche auf dem Schienenkranz angebracht.
Seit dem Umzug der Anlage ins Schützenhaus in Borken wurde die Bühne über zwei Getriebemotoren mit einer Übersetzung von 1:380 angetrieben. Die Motoren – an jedem Bühnenende einer – wurden über einen alten Fleischmanntrafo gesteuert und waren seitlich unter die Bühne geklebt.
Rennreifen von Carrera Rennwagen sorgten dabei für die Kraftübertragung auf die Schiene. Allerdings rutschten diese Reifen an manchen Stellen wegen zu geringen Andrucks durch.
Also kam ich auf die Idee, auf der einen Seite die Kugellager gegen die beiden Motoren mit ihren Rennreifen zu tauschen.
Dieser Umbau war schnell erledigt (Bild 1).
Der „Grip“, also die Haftung der beiden Rennwagenreifen auf der Schiene, war so stark, dass man die Bühne mit den Fingern nicht mehr von der Stelle bewegen konnte.
Die Ernüchterung kam, als probehalber die 01 vorwärts auf die Bühne fuhr. Nachdem die dritte Kuppelachse das Zufahrtsgleis verlassen hatte, sackte die Bühne um fünf Millimeter nach unten! Die Achsen der Motoren waren dem Gewicht nicht gewachsen (Bild 2).
Es musste eine andere Lösung gefunden werden. Nur die Kugellager konnten das Gewicht tragen, also baute ich sie wieder unter die Bühne. Um aber mehr Andruck des Reifens auf das Gleis zu erzeugen, baute ich zunächst nur einen Motor wieder an die Bühne, wobei ich den Reifen 0,7 Millimeter tiefer legte als das Kugellager nebenan.
Dieses Kugellager stand jetzt, wenn keine Lok auf der Bühne stand, funktionslos etwas über dem Schienenkranz. Auch das Bühnengleis stand etwas über dem Zufahrtsgleis, was aber aus der normalen Beobachterentfernung kaum auffiel (Bild 3).
Auch mit nur einem Reifen auf dem Grubengleis war die Bühne nur mit Kraftanwendung per Hand in Bewegung zu bringen. Es ist schon erstaunlich, was diese Rennwagenreifenhersteller im Massstab 1:32 da auf die Beine gestellt haben.
Die Bühne drehte sich mit Motorkraft ohne Durchrutschen des Reifens auch ohne Lok schon problemlos komplett herum. Das Befahren der Bühne, diesmal mit einer 44er, war ebenfalls kein Problem. Das Gleis auf der Motorseite sank um die besagten 0,7 mm nach unten, dass wars. Und auch die Kraft von nur einem Motor war ausreichend, die Bühne mit einer schweren Lok drauf mit einer vorbildgetreuen Geschwindigkeit zu drehen.
Diese vorbildgerechte Drehgeschwindigkeit entnahm ich dem 1984 im Dumjahn Verlag erschienen Buch über das Bw Ottbergen. Für die dortige Drehscheibe wird eine Umfangsgeschwindigkeit von 62 Metern in der Minute genannt, oder anders ausgedrückt, eine Runde in einer Minute. Oder im Klartext: Wenn ich den Fleischmanntrafo auf 180 drehte, war die Umlaufzeit 60 Sekunden. Echtzeit! Nicht Modellzeit …
Als nächstes musste die Verriegelung installiert werden. Hier hatte ich an einen motorischen Weichenantrieb gedacht, der diese Arbeit erledigen sollte. Dazu gab es zwei Punkte, die zu klären waren.
Zum einen hatte ich bei der Erstellung der Drehbühne 2009 noch keine Überlegungen zu den vorbildgerechten Feinheiten angestellt. Es ging damals nur darum, schnell eine zum Drehen der Loks einsatzfähige Scheibe zu haben. Basta! 12 Jahre später musste ich nun einen Weg finden, von einem Motor in der Bühne die Verriegelung an den vorhandenen Verstrebungen aus zusammengeschraubten Aluminiumprofilen vorbei zu den Bühnenenden zu führen.
Dafür hatte ich einen länglichen motorischen Weichenantrieb vorgesehen, der noch aus H0-Zeiten übrig geblieben war. Funktionstests mit einigen Antrieben zeigten aber, dass diese Motoren nicht geeignet waren.
Deshalb rückte ein Servomotor in die neue Auswahl. Damit aber trat der zweite der oben genannten, zu klärenden Punkte in den Vordergrund.
Ich hatte beim Umbau auf die Getriebemotoren auch die nötigen Schleifringe an der Drehachse mit erstellt. Es gab zwei für die Stromversorgung des Gleises, zwei für die Antriebsmotoren und zwei für den Verriegelungsmotor. Der Servo hatte aber drei Anschlüsse!
An dieser Stelle scheint mir ein kurzer Abriss über die verschiedenen ausprobierten Antriebsarten und Stromübertragungssysteme bei der Drehscheibe angebracht. Bei der ersten Variante von Ende 2009 war der Antrieb neben der Drehachse angebracht und die Verbindung dahin erfolgte über Zahnräder. Es gab auch nur zwei Schleifringe/Schleifer aus Messingblech für die Stromversorgung des Bühnengleises, mehr war damals auch nicht nötig.
Das funktionierte zunächst ganz gut, aber es dauerte immer einige Zeit, bis sich die Bühne mit einer schweren Lok darauf in Bewegung setzte. Ebenso war das punktgenaue Anhalten nur nach einiger Erfahrung hinzubekommen. Offenbar war in der Übertragung der Bewegung über die Zahnräder zuviel mechanischer Widerstand vorhanden.
Also besorgte ich zwei Zahnriemenscheiben und einen Zahnflachriemen und auch einen neuen Getriebemotor mit einer Übersetzung von 1:30, um zu testen, ob es damit besser ging. Aber auch damit war das Ergebnis nicht zufriedenstellend (Bild 4 oben).
Der nächste Versuch war ein Direktantrieb der Bühne durch eine auf die Motorwelle aufgesetzte Gewindestange, die exakt in der Mitte der Drehbühne endete. Hier wurden diesmal mehrere Schleifringe vorgesehen, weshalb die Stange ziemlich lang und wegen des nötigen Abstands zur Holzdecke des Segments eine zusätzlich Motorhalterung erforderlich war (Bild 4 unten).
Aber auch mit dieser Variante blieb es schwierig, die Bühne in Bewegung zu setzen und zielgenau zu stoppen, so dass letztendlich die Variante mit dem auf den Schienenkranz wirkenden Antrieb zu Anwendung kam.
Doch nun zurück zur Verriegelung. Nachdem die Verriegelungsstangen gemäß den Vorgaben der Drehbühne erstellt waren (Bild 5), musste noch eine Lösung gefunden werden, wie die an jedem Bühnenende vorgesehenen Sh0 Scheiben mit gedreht werden konnten.
Dazu lötete ich an jede der beiden Riegelgestänge noch ein rechtwinklig zur Seite abzweigendes Profilstück an, welches dann an der seitlichen Verkleidung der Drehbühne nach außen trat (Bild 6, unten rechts ist der Servo zu erkennen). Hier wurde ein Stück Messingdraht angelötet, welches auf einen Hebel wirkte, an dem ein Polystyrolrohr festgeklebt war, in das die Sh0 Scheibe eingeklebt werden sollte.
Der Messingdraht war so geformt – man könnte auch verbogen sagen – dass sich der Hebel beim hin und her fahren der Verriegelung um cirka 90 Grad drehte (Bild 7).
Während der weiteren Ausgestaltung der Drehbühne wurde diese beim Vorbild in dieser
Form eher unübliche Bewegungsmimik durch Verstrebungen und Abdeckplatten aus Polystyrol weg getarnt. Bild 8 zeigt dies in einer Nahaufnahme, während Bild 9 mal Vorbildgestänge in Bochum-Dahlhausen zeigt.
Nachdem alle Streben angebracht und angemalt waren, stellte ich die Bühne zu Kontrolle mal in die Grube. Einmal, um zu testen, dass sich die Bühne drehen konnte, ohne mit einer Verstrebung irgendwo anzuecken, zum anderen aber auch, um die optische Wirkung zu prüfen.
Von der Bewegungsmimik für die Sh0 Scheibe war bei diesem Testbetrieb nicht viel zu sehen (Bild 10). Auch von den vier Kugellagern war nur eines zu erkennen. Im Vergleich zum Vorbild ist das „Laufrad“ ein wenig zu breit, aber für mich durchaus akzeptabel (Bild 11).
Nun war die Oberseite der beiden an der Bühne angeklebten PVC Hartschaumplatten dran.
Für das Geländer hatte ich Flach- und Winkelprofile aus Messing besorgt (Bild 12).
An den Handlauf aus 2 x 2 mm Winkelprofil wurden zunächst die Geländerstreben aus dem gleichen Material im Abstand von 1,2 Metern Vorbildmaß angelötet, dann wurde das untere ungleichschenkelige Winkelprofil von 4 x 2 mm mit den Streben verlötet.
Nachdem das 1,5 x 1 mm starke mittlere Längsprofil angelötet war, konnten die Geländerteile an der Kante der Kunststoffplatte angeklebt werden.
Als nächstes war die Oberfläche dran. Hier wurden wieder aus einen Millimeter dickem Balsaholz Bohlen zurecht geschnitten und aufgeklebt. Diese Bohlen wurden erstmal satt mit Beize Moorbraun behandelt (Bild 13 und 14), bevor die Patinierung mit Kreide erfolgte.
Mit Riffelblech aus Plastik wurde nun die weitere Abdeckung der Bühnenoberfläche zwischen den Gleisstangen sowie rechts und links davon nach Vorbildfotos durchgeführt. Zwischen das Gleis kamen Riffelblechplatten von einem Meter Länge, die schmalen Platten an den Seiten hatten eine Länge von anderthalb Metern.
Die Platten wurden ebenfalls mit grauer Farbe angemalt, gemischt mit Rostfarbe. Anschließend wurde auch hier eine Patinierung durchgeführt (Bild 15).